Geschichte der Grube Ferdinande

 

Braunkohle (Morl)

Gründung

Am 29. August 1845 wurde der Beschluss gefasst, nach Probebohrungen und den entsprechenden Genehmigungen den Betrieb der Grube "Ferdinande" aufzunehmen. Sie war genossenschaftlich organisiert, die beteiligten Gewerke haben sich also "zum Zwecke des Betriebes für gemeinsame Rechnung, auf gemeinschaftlichen Gewinn und Verlust nach Maßgabe des Anteilsrechtes vereinigt …" Das Feld lag am Fuße des Lehmberges, die westliche Grenze lief parallel zur Magdeburger Chaussee. Die nördliche Grenze lag bei Morl. Der tiefste Punkt reichte bis unter den Teichaer Pfaffengrund. Schon 1848, nach gerade einmal drei Jahren, stellte die Grube bis 1855 den Betrieb wegen mangelnder Ausbeute ein.

Sprengstoffhaus

Der Abbau beginnt

Mit dem 14. April 1857 bestätigte das Bergamt in Eisleben die Wieder-Inbetriebsetzung der "Ferdinande". Dies darf als der tatsächliche Beginn des Bergbaus in der Grube angesehen werden. Begründet wurde dieser Schritt mit günstigen Resultaten neuer Bohrungen: Man fand ein Flöz, das dann immer dicker wurde.

Den Trend zum Zusammenschluss machte die "Ferdinande" nicht mit, obwohl sich in unmittelbarer Nähe viele Gruben vereinigten (z. B. entstanden 1858 "Alwine" bei Morl/Groitzsch und "Glückauf" bei Trotha). Die Einfahrt in die Grube erfolgte direkt von der Erdoberfläche über eine schräge Bahn in die Tiefe. Neben dem eigentlichen Einfahrtsstollen legte man noch einen Wasserstollen an, der das Grubenwasser in den vorhandenen "Faulen Graben", den heutigen Schachtgraben, ableitete.

Die Produktion konnte allmählich von ca. 9 000 Tonnen 1857 auf über 22 000 Tonnen 1859 gesteigert werden. In der Folgezeit lagen die Fördermengen bei ca. 20 000 Tonnen jährlich, gefördert wurde wahrscheinlich nur in der warmen Jahreszeit.

Die "Ferdinande" gehörte zu einem ganz spezifischen Landschaftsbild. 1886 existierten im damaligen Saalkreis immerhin 22 Braunkohlengruben – neben den beiden Steinkohlengruben von Löbejün und Wettin. Die Landschaft wurde überall aufgebohrt.

1905 bestand die Belegschaft aus 22 männlichen Personen: 2 Aufsichtspersonen, 1 Maschinist/Heizer, 4 Hilfsarbeitern und 15 Bergarbeitern. 6 Personen waren Bergmannskinder, also mindestens in der zweiten Generation Bergleute. Nur einer kam aus der Provinz Brandenburg, alle anderen aus der hiesigen Gegend. Von den 580 Einwohnern waren 107 direkt oder indirekt mit dem Bergbau verbunden.

Wohnhäuser in Grube Ferdinande

Die Grube wird geschlossen

Ab 1. Januar 1922 pachtete die Cröllwitzer Actien-Papierfabrik die Grube auf 20 Jahre, nachdem sie vorher schon alle Anteilsscheine der Gewerkschaft aufgekauft hatte, um stabil mit Kohle versorgt zu werden. In dieser Zeit wurde zweischichtig gearbeitet, ca. 30 Beschäftigte standen in Lohn und Brot. Der Abbau erfolgte in 39 Meter.

Die Papierfabrik benötigte nicht mehr und bessere Kohle, als die aus der "Ferdinande". Am 23. Januar 1932 kündigte die Papierfabrik die Schließung der "Ferdinande" wegen Unwirtschaftlichkeit an. Am Ende ihres Bestehens arbeiteten auf der Grube noch 33 Arbeiter und 1 Angestellter. Anfang März 1933 erfolgte das Niederreißen der Gebäude. Der hohe Schornstein wurde in den Nachmittagsstunden des 7. März 1933 niedergelegt.

Die Grube "Ferdinande" scheiterte letztlich an dem Problem, das fast ihre Gründung verhindert hätte – an der schlechten Kohlenqualität. Nicht unerheblich dürfte aber auch die Konkurrenz der großen Tagebaue in der Bitterfelder Umgebung gewesen sein, da diese mit besserer Technik und in größerem Umfang weit billiger produzieren konnten. Eine Grube wie die "Ferdinande" war einfach nicht mehr zeitgemäß.

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Letzte Änderung: Montag, 18. August 2008, um 21:38:11
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